Schon lange wollte ich diesen Blogeintrag schreiben, schon lange habe ich ihn in Gedanken formuliert. Entschuldigt, wenn ich bislang nicht die Zeit fand, ihn aufzuschreiben. Heute möchte ich mir
die Zeit dazu nehmen, da es mir wichtig ist!
Ich habe das Glück, dass ich als Geprüfte Geburtsvorbereiterin und Doula in einem Krankenhaus in Mainz arbeiten darf und da ich dies freiberuflich tue, darf ich - so denke ich - auch gerne etwas
Werbung machen. Es handelt sich in meinem Fall um das Katholische Klinikum Mainz - kkm.
Ich hänge an diesem Haus, sicher auch, weil ich selbst dort meine beiden Kinder mit der wundervollen Unterstützung von noch wundervolleren Hebammen zur Welt bringen durfte und ein für mich rundum
schönes Geburtserlebnis hatte. Auch meine Berufspraktika für meine Ausbildung durfte ich dort absolvieren und ich konnte vieles für mich mitnehmen und lernen.
Seit 2002 bin ich mit meiner Ausbildung fertig, seit 2006 arbeite ich freiberuflich für das kkm.
Selbstverständlich habe ich als Freiberuflerin auch schon Geburten in anderen Häusern und auch zuhause begleitet.
Ich lese in letzter Zeit immer wieder, dass Krankenhaus Geburten anonym und steril seien, wenig persönlich, Hausgeburten werden als "einzig wahre Geburtsstätten" genannt, es sei denn, die Frau
benötige aus medizinischen Gründen die Klinik.
Und genau hier setze ich an. Hausgeburten sind ohne Zweifel schön, das habe auch ich so empfunden, aber nicht zwangsläufig schöner, anders eben.
Vor kurzem habe ich eine Geburt begleitet mit einer ganz besonderen Vorgeschichte. Ich habe diese Familie vom Anfang der Schwangerschaft bis zur Geburt begleitet, die junge Mama, eine Zweitgebärende hatte eine Angststörung und eine Depression entwickelt.
Bei der ersten Geburt in einem anderen Haus hatte sie sich überhaupt nicht aufgehoben gefühlt.
Ich habe sie ermuntert, es doch einmal im kkm zu versuchen und bereits bei der Anmeldung zur Geburt hat sie sich wohl und ernst genommen gefühlt.
Bei der Geburt selbst sprach die Hebamme die Problematik sofort an und versprach ihr, dass wir alle gemeinsam gut auf sie aufpassen würden. Genau so war es auch!
Als ich vor 2 Tagen mit dieser Familie telefonierte, bedankte sich die Mama noch einmal bei mir und versicherte mir, wie gut es ihr tat, dass ich für sie da war und dass es die richtige
Entscheidung war, dass sie in diesem Haus entbunden hat. Sie bekommt wahrscheinlich kein weiteres Kind, aber sie ist versöhnt mit dem Geburtserlebnis, ihre Worte: "So geht es also
auch..."
Der Familie geht es sehr gut und ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich darüber freue!
Viele Frauen und eben auch viele Partner, fühlen sich einfach sicherer in einer Klinik, können sich eventuell auch nicht vorstellen, sich in ihrer häuslichen Umgebung komplett fallen zu lassen,
denn viele Geburten verlaufen ja nicht wirklich leise, sie schätzen die PDA als "Rettungsanker", auf die sie im Notfall zurück greifen können.
Und ich finde, dies ist auch vollkommen in Ordnung so! Das soll im Umkehrschluss nicht heißen, dass ich Hausgeburten nicht gut oder schön finde, sondern eben nur, dass ein Geburtserlebnis nicht
zwangsläufig etwas mit dem Geburtsort zu tun haben muss. Ob ich es für mich als stimmig empfinde, entscheidet doch nur, wie aufgehoben ich mich fühle, wo ich am besten los lassen kann, das ist
das entscheidende bei einer Geburt.
Ich fühlte mich als Gebärende stets aufgehoben, sicher, fürsorglich und sehr persönlich betreut.
Und wenn ich heute Geburten in der gleichen Klinik begleite, nehme ich das nicht anders wahr, obgleich meine eigenen Geburten schon fast 21 und 18 Jahre her sind.
Auch richtet sich ein Dankeschön von mir an die großartigen Hebammen, die mir auch als Doula und/oder Geburtsfotografin hier bislang immer das Gefühl gegeben haben, willkommen zu sein. Dies ist -
wie ich von Kolleginnen weiß - nicht immer der Fall.
Trotz regem Betrieb im Kreißsaal erlebe ich hier immer , dass sie der Frau und auch dem Partner in großer Ruhe zugewandt sind und die Frau mit großer Achtung und Wertschätzung begleitet
wird.
Natürlich kann es keine 1:1 Betreuung geben, aber die Hebamme ist immer in Rufnähe und für ihre Frau da.
Eine weitere Möglichkeit ist es eben eine Begleitung und Präsenz durch weitere Personen, wie Partner, Schwester, Freundin oder eben auch uns Doulas zu gewährleisten. Wie es eben ganz
individuell für jeden passt.
Wir Doulas sind dafür ausgebildet, der Frau und auch dem Partner durch unsere ununterbrochene Anwesenheit emotionale und auch physische Unterstützung (Massagen, Rebozo...) während der
Geburt zu geben.
Wir können die Hebamme in keinem Fall ersetzen, sie aber prima ergänzen.
Das Wichtigste scheint mir aber, dass die Frau zusätzlich zur Hebamme eine Person an der Seite hat, die es einfach mit "aushalten" kann und ihr das Gefühl vermittelt, auf sie aufzupassen. Dies
kann auch eine geeignete Person aus dem persönlichen Umfeld sein und muss nicht zwangsläufig eine professionelle Doula sein.
Nun aber zurück zu der "unpersönlichen" Seite der Geburtsklinik...gerade Gesten seitens der Hebamme,wie das mütterliche Kümmern und bei Bedarf auch einmal in den Arm nehmen, das Verbreiten von
guter Laune und Zuversicht, das fürsorgliche Kaffee reichen für den Partner und auch für die Doula! ;-) , das Vermitteln des Gefühls, dass Geburt hier eben "einfach" in Ordnung geht, genau das
sind die Dinge, die ich in diesem Haus bei jeder Geburt erlebe und schätze. Und ich denke nicht, dass es das einzige Krankenhaus ist, bei dem es im Kreißsaal genau so abläuft.
Wenn dann am Ende einer Geburt die Hebamme zu mir sagt: "Es ist so schön, dass Du auch da warst" , die frisch gebackenen Eltern ihr neugeborenes Kind in den Armen halten, dieses friedlich, rosig,
liebevoll versorgt nuckelnd die erste Mamamilch trinkt und sich alle langsam etwas zurück ziehen, damit eine Familie entstehen kann und es alle gemütlich und privat haben und ich in meinem
Fall auf Wunsch auch noch ein paar wunderschöne Bilder in der Kamera habe ist für mich so ein Geburtserlebnis perfekt und ich gehe glücklich nach
Hause.
Was aber, wenn ein Kreißsaal nach dem anderen schließt, junge Frauen, die sich für den Hebammen Beruf entscheiden wollen, dies aufgrund der politischen Lage sehr genau überlegen müssen, wenn es
weder Vor- und Nachsorge, geschweige denn Hausgeburten durch die Hebamme gibt, da sie davon schlichtweg nicht mehr leben kann, da die Versicherung alles Verdiente auffrisst? Hören Frauen
dann auf Kinder zu bekommen?
So abstrus es klingt, aber was ist die Alternative?
Ich hoffe, ich habe erläutern können, dass man durchaus in einem Krankenhaus eine wundervolle, selbstbestimmte und sehr persönliche Geburt erleben kann.
Dies ist aber nur dann möglich, wenn es auch in Zukunft weiterhin die Möglichkeit gibt. Egal für welchen Geburtsort sich eine Frau auch entscheidet...ohne Hebammenhilfe ist dies nicht möglich.
Frauen brauchen Hebammen! Und wir Geburtsvorbereiterinnen, Doulas, etc. auch! :-)
Je mehr darum kämpfen, ihrem Unmut darüber Ausdruck verleihen, desto mehr bleibt zu hoffen, dass es endlich auch dort ankommt, wo es dringend hin muss!
Herzlichst,
Silke
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