Die Phasen der Geburt und wie sie sich anfühlen...

Das Thema in der Geburtsvorbereitung, welches wohl mit die größte Aufmerksamkeit auf sich lenkt. 

Was erwartet mich, wie fühlt es sich an, welche Phase ist am schmerzhaftesten...

Gerne fasse ich das einmal für Euch zusammen.

 

 

Die Eröffnungsphase

Die Eröffnungsphase ist die längste der Geburtsphasen. Ich mag hier keine Zeitangaben machen, weil ich finde, die Länge des Verlaufs variiert so sehr, dass Richtwerte hier nicht wirklich hilfreich sind. Meine Faustregel lautet: „Es dauert so lange, wie es dauert.“ Diese Phase endet mit dem vollständig geöffneten Muttermund von ca. 10 cm. Das Schmerzempfinden ist sehr individuell. Jede Frau geht deswegen auch anders mit den Schmerzen um. Wichtig ist nun, die Wehen mittels der "Tiefen Bauchatmung" zu veratmen. Dies fördert die allgemeine Entspannung und kommt wiederum der Öffnung des Muttermundes zugute. 

Durch das Öffnen des Muttermundes tritt das Köpfchen des Babys tiefer und kommt dem Beckenausgang immer näher. Die Fruchtblase wölbt sich vor.

 

Meistens kommt es in der Eröffnungsphase zum Blasensprung. Beim Blasensprung unterscheidet man zwischen dem vorzeitigen (Blase springt vor dem Wehenbeginn), dem frühzeitigen (Blase springt während der Eröffnungsphase) und dem rechtzeitigen (Blase springt bei vollständig geöffnetem Muttermund) Blasensprung. Wenn die Fruchtblase einmal offen ist, sollte das Baby innerhalb von 24 Stunden geboren werden, damit keine Keime in die Gebärmutter eindringen und dem Kind schaden können.

 

Da die Eröffnungsphase wirklich die längste aller drei Geburtsphasen ist, tut der werdenden Mama alles gut, was entspannend ist. Der Partner kann z.B. den Rücken, die Beine und den Bauch massieren. Es werden zudem homöopathische Globuli angeboten. Bachblüten, Aromatherapien und Musik, ein Entspannungsbad oder aufrechte Positionen sitzend auf dem Pezziball, hängend an der Sprossenwand, an einem Tuch oder Seil, können  zur Entspannung beitragen und sind förderlich für den Geburtsfortschritt. Gegen die Schmerzen wird Akupunktur sehr gerne eingesetzt, aber auch herkömmliche Anästhetika, wie Zäpfchen oder schmerzstillende Infusionen, bis hin zur PDA (Periduralanästhesie) kommen zur Anwendung, wenn die Schmerzen zu unerträglich werden.

 

Nutzt die Wehenpausen, um zu entspannen, lehnt Euch zurück, schließt die Augen und versucht Kiefer- und Schultermuskulatur zu lockern. Gelingt das, kann sich der Muttermund schneller öffnen.

Die Übergangsphase

 

Nach der Eröffnungsphase schließt sich nahtlos die sogenannte Übergangsphase an. Ich nenne Sie auch gerne die "Ich weiß jetzt wie Geburt geht, jetzt will ich wieder nach Hause" oder "Bekomme das  Kind alleine" oder auch "Es gibt auf keinen Fall ein zweites Kind" Phase.  

 Dies sind so die häufigsten Aussagen, die man in diesem Zeitraum der Geburt von den werdenden Müttern zu hören bekommt.

 

Die Kontraktionen in dieser Phase der Geburt werden sehr viel intensiver und schmerzhafter, sie dauern länger an, die Pausen zwischen den Wehen werden sehr viel kürzer. Es ist die Phase, die einer werdenden Mutter alles abverlangt. Sie muss an Grenzen gehen und manchmal darüber hinaus. 

 

Das Gute ist, diese Phase geht vorüber und bringt Euch Eurem Baby ganz nah. Seid unbesorgt, Euer Körper ist dazu geschaffen, auch diese Phase der Geburt zu meistern. Vertraut, lasst Euch darauf ein. Auch diese Phase geht vorüber und das Finale ist nah.

 

 

Die Austreibungsphase

 

 Schon seit ich das erste Mal diesen Begriff gehört hatte, lehnte ich ihn ab. Die dritte Phase der Geburt - AUSTREIBUNGSPHASE -

Ich bitte Euch, was ist denn das für ein Unwort? Erinnert mich stets an Exorzismus.

Ich finde FINALE viel schöner!

Klingt viel besser. Findet Ihr nicht auch?

Nun, aber was bedeutet das eigentlich?

 

Gegen Ende der Übergangsphase ist der Muttermund ganz eröffnet. Das erste Anzeichen dafür ist meist ein beinahe unwiderstehlicher Drang zu pressen. Dann sollte der Muttermund auf vollständige Weite überprüft werden. Erst wenn er ganz eröffnet ist, darf die Frau diesem Impuls nachgeben. 

 

Sobald der Kopf durch den äußeren Muttermund tritt, beginnt dieses Finale. Diese Phase dauert normalerweise bei Erstgebärenden durchschnittlich eine Stunde, bei nachfolgenden Schwangerschaften nicht mehr als 20 Minuten. 

 

Die Finalwehen werden vom Druck des tiefer tretenden Kopfes auf den mütterlichen Beckenboden ausgelöst. Die Gebärende muss nun behutsam und stetig pressen, damit alle Muskelbewegungen geschmeidig und langsam erfolgen. Auf diese Weise haben die Muskeln und das Gewebe von Scheide und Damm Zeit, sich zu dehnen und Platz für den Kopf des Babys zu schaffen. 

 

Nach jeder Presswehe sind zwei tiefe Atemzüge, die das Ausatmen betonen, zum Entspannen sehr hilfreich. Die Lockerung der Muskulatur sollte jedoch nicht zu schnell erfolgen, da das Kind bei langsamem Loslassen seinen Weg stetiger fortsetzen kann.

Das Vorwölben von Anus und Damm ist das erste Zeichen dafür, dass das Baby jetzt kommt. Mit jeder Wehe erscheint ein bisschen mehr vom kleinen Kopf in der Scheidenöffnung, bis er dann gar nicht mehr zurückgleitet. 

 

Die Mutter verspürt in diesem Moment meist ein Brennen oder Stechen. Sie sollte dann sofort versuchen, mit dem Pressen aufzuhören und hechelnd weiter zu atmen, denn die Gebärmutterkontraktionen treiben das Kind von allein heraus.  

 

Nach der Geburt des Kopfes, wird zuerst die eine Schulter und dann die andere geboren und schließlich der restliche Körper Eures Babys. Geschafft!

 

 

Die Nachgeburtsphase

 

Einige Minuten nach der Geburt des Babys verspürt man erneut Kontraktionen. Diese Kontraktionen in der Nachgeburtsphase  lösen die Plazenta von der Gebärmutterwand. Mit meist nur einem kurzen Drücken wird mit einer letzten leichten Wehe die Plazenta geboren. Dies ist schmerzfrei.

 

Zum Abschluss dieser Phase wird die Plazenta auf Vollständigkeit oder Unregelmäßigkeiten untersucht. Auch werden eventuelle Geburtsverletzungen wie Scheidenriss, Dammriss etc. unter lokaler Betäubung versorgt. 

Im Anschluss bitte nur eines....kuscheln und bonden, was das Zeug hält! 

Habt keine Angst vor all dem, Euer Körper ist dazu gemacht, Babies zu bekommen und wird Euch das nötige Rüstzeug mit auf den Weg geben! 

Ich wünsche ein wundervolles Geburtserlebnis! 

Herzlichst,
Eure Silke 

 

Eröffnungsphase

Übergangsphase

Austreibungsphase

Nachgeburtsphase

Geschafft! ♥ 

Fotos: Silke Schmitz - www.silkeandchrisphotography.de

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